Thüringer Nationalmannschaft

Freies Wort vom 03.11.2012


Oberhof – Wenn am Montag in Nordamerika die neue Weltcup-und WM-Saison startet, hat im Vorfeld eine „Thüringer Nationalmannschaft“ der Skeletoni für mächtig Furore gesorgt. Fünf der sechs deutschen Damen und Herren kommen aus Vereinen des Freistaates. Vor dem Abflug über den großen Teich am Freitag sprachen wir mit dem Youngster-Duo vom BSR Rennsteig Oberhof, Alexander Kröckel (22, Polizeimeister-Anwärter) und Christopher Grotheer (20, Abiturient) über die Entwicklung vom Skispringer zum Flachschlitten-Piloten.

Wie fällt denn das Fazit der gut vierwöchigen Qualifikation auf den deutschen Bahnen aus?

Kröckel: Nachdem es in meinem ersten Männerjahr recht gut lief, wäre alles andere als sich nicht für das
Weltcupteam zu qualifizieren, schon eine Enttäuschung gewesen. Nach dem vierten Rang im Startwettkampf
im September in Oberhof gab es danach auf den Bahnen mit dem Titel bei den Deutschen Meisterschaften als Höhepunkt zwei Siege und zum Abschluss in Königssee einmal Rang zwei.

Grotheer: Im Frühjahr war ich wegen eines eingeklemmten Nervens im Training schon arg gehandicapt. Der Sieg beim Startwettkampf in Oberhof vor rund vier Wochen stimmte mich dann schon etwas optimistisch. Zu verlieren hatte ich nichts. In Altenberg hatte ich als Dritter einen leichten Hänger. Danach habe ich mich jedoch im
Spitzentrio, etwas humorvoll gesagt, festgefahren.
Die Nominierung durch den Bundestrainer Jens Müller ist dennoch eine überaus erfreuliche Überraschung.

Apropos Nominierung für das A-Team im erfolgreichsten Land der Kufenwelt ist nicht gerade ein Zuckerschlecken! Nun gleich fünf Thüringer im BSD-Sextett. Ist man schon etwas stolz?

Kröckel: Wir sind halt die Thüringer Nationalmannschaft unseres deutschen Verbandes. Aber Scherz beiseite. Wichtig ist doch, dass wir erfolgreich sind. Da spielt doch die Bundeslandherkunft keine Rolle. Der Hammer ist allerdings, dass wir beide sowie Marion Thees, Kathleen Lorenz und Frank Rommel alle aus der Oberhofer Trainingsgruppe von Frank Schwarz kommen. Wir Jüngeren haben von dem gemeinsamen Powern unglaublich viel profitiert.

Man kennt Sie beide noch als Skispringer. Wie kam es denn zum Umstieg auf den Schlitten?

Kröckel: Als echter Oberhofer fängt man mit dem Skisport an. Bei mir war es das Skispringen. Ich schaffte es auch ans Gymnasium. 2005 hatte ich zwei etwas heftigere Stürze. Eine „Blockierung“ blieb im Kopf zurück und der damalige Landestrainer Rainer Schmidt meinte, dass es mit der Schanzen-Perspektive nicht gut aussieht. Ohne Wintersport, nein, das war nichts für mich. Also bin ich ein paar Mal versuchsweise mit dem Flachschlitten gerutscht. Frank Schwarz hat mich in seine Gruppe der Älteren aufgenommen. Das folgende harte Training hat sich gelohnt.

Grotheer: Ich bin als Skispringer aus Wernigerode gekommen. Bei mir war es genauso wie bei Alex. Allerdings erst 2007. Damals wurden erstmals angehende Jugendliche vermehrt ins Skeletontraining mit aufgenommen. Frank Schwarz betonte immer wieder: „Ihr Skispringer mit so einer vielseitigen Ausbildung, mit Schnellkraft und
an Tempo gewöhnt, ihr dürft dem Sport nicht verloren gehen. Wir versuchen es. Es war wie bei Alex der richtige
Schritt.

Alexander, Sie haben schon Nordamerika-Erfahrung, unter anderem mit dem Titel bei der Junioren-WM 2011 in Park City. Welche aktuellen Ziele haben Sie?

Kröckel: Ich möchte in Lake Placid, Park City und Whistler vorn mitmischen. Worauf ich mich ganz besonders freue, ist die spontane Begeisterung vieler Leute an der Bahn. Das wünsche ich mir bei uns ähnlich.

Grotheer: Für mich ist es der erste Flug nach Übersee überhaupt. Ich will jede Menge Erfahrungen sammeln. Hinzu
kommt die Vorfreude auf mir unbekannte Olympiabahnen.



Oberhofer greifen an: Alexander Kröckel (links) und Christopher Grotheer.

Foto: Bache