Vergoldeter Heimvorteil
Bei der Junioren-EM der Rennrodler in Oberhof, die zugleich als Weltcup gewertet worden ist, haben Maria Naß, Florian Küchler und Georg Reumschüssel Medaillen für das Suhler Rodelteam gewonnen. Oberhof-Fast hätte es einen kompletten Erfolg für die deutschen Rennrodler bei der Junioren- Europa-Meisterschaft in Oberhof gegeben, doch ein Italiener hatte etwas dagegen. Junioren-Vizeweltmeister Emanuel Rieder präsentierte sich erneut in blendender Verfassung und brach nachhaltiger in Phalanx der einheimischen Asse ein. Der 19-jährige aus Südtirol schockte die Konkurrenten nicht nur mit zwei Startrekorden, sondern auch mit technisch perfekten Talfahrten. Der Sieg von Emanuel Rieder trübte aber keineswegs die grandiose Bilanz der deutschen Piloten, die mit dreimal Gold, dreimal Bronze die Nationenwertung deutlich gewannen. Es waren diesmal nicht die Lokalmatadore Georg Reumschüssel und Florian Berkes vom Rodelteam Suhl, die auf ihrer heimbahn nach dem Titel griffen und den Italiener in Bedrängnis brachten. Vielmehroblag es etwas überraschend dem Sachsen Chris Eißler vom ESV Lok Zwickau, sich als Nummer 1 der männlichen deutschen Junioren zu etablieren. Er kam mit dem immer härter werdenden Eis offensichtlich am besten zu recht und landete letztlich auf Rang zwei. Florian Berkes hatte beim Rennen in Oberhof, das gleichzeitige als Junioren-Weltcup gewertet wurde, mehr erhofft als den undankbaren vierten platz. Tröstend ist allerdings, dass er mit 60 Zählern die Führung im Weltcup weiter ausbaute und sich bei noch zwei antstehenden Weltcuprennen in Innsbruck und Winterberg berechtigte Chancen auf den Gesamtsieg ausrechnen darf.
Kraftvoll am Start
Besser lief es für Georg Reumschüssel, der bei den bisherigen Weltcups in Königssee und Calgary sowie auch bei der Junioren-WM in Park City (USA) das Nachsehen hatte. Er konnte sich über den Gewinn von EM-Bronze freuen und erhielt ein Lob von Trainer Jan Eichhorn: „Diesmal hat Georg seine Starts mit wesentlich höheren Krafteinsatz untersetzt.“ Einen Platz unter den besten Sechs hatte sich Toni Gräfe vom RC Ilmenau vorgenommen – auch wenn der Oberhofer Eiskanal nicht gerade zu seinen Lieblingsbahnen zählt. „Mein Problem ist die Kurve 9/10. Dort den richtigen Punkt zu treffen, ist nicht so einfach“, berichtete der 18-Jährige. In der Endabrechnung blieb er innerhalb seiner Vorgaben, denn für ihn sprang der sechste Platz heraus. Für sportliche Furore bei den Doppelsitzern sorgten nicht nur die amtierenden Junioren-Vizeweltmeister Julius Löffler (SSV Altenberg) und Florian Küchler (RT Suhl) mit ihrem Titelgewinn, sondern auch Florian Löffler/Manuel Stiebing (RRV Sonneberg/RC Ilmenau). Das Duo erkämpfte sich silbernes Edelmetall. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, denn das Duo bestreitet die erste gemeinsame Saison und fuhr auf Anhieb in die weltspitze. „Beide Doppel haben ihr Potenzial aus meiner Sicht längst noch nicht ausgereizt“, erläuterte Junioren-Auswahltrainer Reinhard Witter. Sollte die positive Entwicklung anhalten, ist es nicht ausgeschlossen, dass Löffler/Küchler bereits in der kommenden Saison bei den Männern starten können.
Die Bahnkenntnis genutzt
In das Weltcup-Team der Senioren vorzudringen, ist für Nathalie Burkhardt vom BRC 05 Friedrichroda auf Grund der enormen Konkurrenz im eigenen Lager ein schwieriges Unterfangen. Der Freude über den Gewinn des Europameistertitels tat dies jedoch keinen Abbruch. „Schnell starten und schön fahren, dann dürfte es zum Sieg reichen“ – so umriss die 19-Jährige ihre Marschroute vor den beiden entscheidenden Läufen in Oberhof und ließ den Worten entsprechende Taten folgen. Gleiches galt für die erst 17-jährige Maria Naß vom Rodelteam Suhl, die sensationell Silber holte. „Nach dem zehnten Platz beim Junioren-Weltcup in Königssee hatte ich mir für die EM auf meiner Hausbahn einen Podiumsplatz vorgenommen“, verriet Maria Naß. Dass es für den zweiten Rang reichte, erfüllte sie mit Stolz. „Die Bahn gut zu kennen, ist immer ein Vorteil“, betonte die Südthüringerin. „Dadurch konnte ich beim Rennen auf jeden Fehler sehr schnell reagieren.“
Die Krönung der EM für Nathalie Burkhardt, Chris Eißler und das Doppel Löffler/Küchler war dann der Gewinn des Teamwettbewerbs vor Italien und Russland. Dass der Thüringer Landesverband eine große Aktie am insgesamt überzeugenden abschneiden hat, ist ohne Zweifel auch ein Verdienst der Trainer Karsten Albert und Jan Eichhorn, die im engen Konsens mit dem aus Crawinkel stammenden Junioren-Auswahltrainer Reinhard witter eine schlagkräftige Equipe geformt haben. (abe)
(Freies Wort vom 06.02.2013)